Unterrichtsinhalt |
Klang zu notieren ist eines der ältesten Themen der Zivilisation – deren Erforschung ist eine der ursprünglichen Aufgabenbereiche der Musikwissenschaft. Musik war bis zur Erfindung von Tonträgern eine Gegenwartskunst: Sie verschwindet in dem Moment, in dem sie erklingt. Neben mündlicher Tradierung war das Notieren von Musik lange Zeit die einzige Möglichkeit, sie zu bewahren und weiterzugeben. Die Systeme, die entwickelt wurden, um diese Aufgabe zu bewältigen, weichen von den uns bekannten und heute gängigen Formen z.T. sehr stark ab. Wollen wir uns jedoch mit dieser Musik beschäftigen, müssen wir uns Fähigkeiten aneignen, wie wir diese historischen Notationsformen verstehen und in Klang – oder in neue Notation – zurückübersetzen können.
Ziel dieses Seminars ist es, historische Medienkompetenz zu erwerben. Am Ende des Kurses kennen Sie unterschiedliche historische Notationsformen und können entsprechend notierte Musik lesen und in moderne Notenschrift übertragen. Außerdem sind Sie vertraut mit den Möglichkeiten und Problemen, in alten Notationsformen notierte Musik zu edieren.
Der Zeitraum der Notationsgeschichte, den wir behandeln werden, umfasst die Anfänge im frühen Mittelalter bis ins 17. Jahrhundert. En detail werden wir uns also mit der Notation und Edition einstimmiger Musik (Neumen, Choralnotation) ebenso beschäftigen wie mit dem Wandel von der modalen zur mensuralen Notierungsweise (einschließlich schwarzer und weißer Mensuralnotation) und verschiedenen Formen der Tabulaturnotation. |